Aus der Geschichte von Kamperzeedijk

Das Jahrhunderte alte IJsseldelta
Die IJsseldelta-Region, in der Kamperzeedijk liegt, war früher eine wichtige Landverbindung zum Norden der Niederlande. Durch die IJsselmündung und das Zwarte Water war es auch ein wichtiger Durchgangsweg auf der Hanseroute. Die Herrschaft über die Städte in dem Gebiet war sehr begehrt.

Die lokale Geschichte berichtet auch von vielen Schlachten und einer rauhen und harten Vergangenheit. In der Römischen Zeit wurden die höhergelegenen Siedlungen umgeben durch das Gebiet, das heute den Namen „Polder Mastenbroek“ trägt.

Das weiße Schaf
Der heutige „Polder Mastenbroek“ wurde nach einem langen Streit im Jahre 1364 aufgeteilt, das mächtige Schloss Voorst noch vor diesem Konflikt nach einem lang anhaltenden Kampf und einer Belagerung dem Erdboden gleichgemacht. „Mastenbroek“ ist einer der ältesten Polder in den Niederlanden. Kamperzeedijk (der Seedeich, der Mastenbroek schützt) ist seit dieser Zeit ein wichtiger Verbindungsweg. Der Deich hatte viele Gasthäuser, von denen aber heutzutage nichts mehr zu finden ist. Nur noch ein Mauerstein, genannt „Das weiße Schaf“, erinnert an eines dieser Gasthäuser. Der Sage nach ist Napoleon in Kamperzeedijk gewesen. „Das weiße Schaf“ verdankt seinen Namen ein paar französischen Soldaten, die abends im Nebel in dem sumpfigen Gebiet des „Polder Mastenbroek“ die Orientierung verloren hatten. Ein meckerndes weißes Schaf führte sie nach Kamperzeedijk zurück. Den Stein, der an diese Sage erinnert, finden Sie in dem Eckhaus an dem Schapsteeg (gegenüber dem Cafe „de Pompe“).

Der Deich und seine „Kolke“ (Ausspülungen, Seen)
Kamperzeedijk weist viele Kolke auf, die auf frühere Deichbrüche zurückzuführen sind. So gab es allein zwischen 1428 und 1761 rund 34 Überschwemmungen in dem Gebiet. 1775 war die Region am schwersten betroffen durch die Deichbrüche rund um Mastenbroek. Danach gab es sie noch in den Jahren 1784, 1799, 1808, 1809, 1825. Meistens sieht man einen Kolk auf der einen Seite des Deiches und gleichfalls auch an der gegenüber liegenden Seite. Das sind Zeichen für schnelle Deichdurchbrüche. Der Deich ist danach wieder aufgebaut worden (quer durch die Ausspülung), wodurch zwei Kolke = Seen entstanden sind.
Die Kolke sind meistens sehr tief, doch im Laufe der Zeit wachsen sie wieder zu (und verlanden). Es sind ideale Fisch- und Schwimmstellen. An warmen Tagen sieht man viele Schwimmer in den größeren Kolken.

Die Katastrophe von 1825
Kamperzeedijk ist in seiner Geschichte von mehreren Überflutungen getroffen worden, die Überschwemmungskatastrophe vom 4. und 5. Februar 1825 war eine der schwersten. Zwischen 10 und 11 Uhr am Morgen des 4. Februar wurde der Kamperzeedijk zwischen Veneriete und Lutterzijl an zwei Stellen von den Wassermassen durchbrochen. Zu ungefähr derselben Zeit brach auch der Deich zwischen Grafhorst und Kampen und später am Tag traf es auch noch andere Deiche. Die Aufzeichnungen berichten, dass die Häuser in dem Gebiet des Kamperzeedijk den ersten Aufprall verkraften mussten und einige auch komplett mitgerissen wurden. Viele Einwohner verloren hierbei ihr Leben. Die enorme Stärke, mit der das Wasser hereinbrach, wurde noch verstärkt durch Pfähle, die der reißende Strom aus dem in der Nähe liegenden Schokland mitgerissen hatte. Diese Pfähle zerstörten jedes Gebäude auf dem Weg.

Auch viele Fischerboote aus Schokland wurden mit der Flut mitgetrieben, so wie auch die Königsjacht, die quer durch den Polder Mastenbroek trieb und auf sonderbare Weise unbeschädigt in Zwolle ankam.
Durch den Abschlussdeich und die verstärkten Deiche, wie zum Beispiel den Slaperdijk, scheint das Wasser heutzutage keine Gefahr mehr zu sein. Doch wenn die IJssel einen hohen Wasserstand erreicht und das IJsselmeer gut gefüllt ist, kann für das IJsseldelta-Gebiet Gefahr drohen. Aus diesem Grund wurde auch das prestigereiche und einzigartige Staudammprojekt „Ramspol“ initiiert (Wassereingang vom IJssel-/Ketel-Meer zum Zwarte Water ).

Im zweiten Weltkrieg wurde das Gebiet wiederum überflutet. Diesmal nicht durch Hochwasser, sondern durch die Deutschen, um die alliierten Nachtlandungen aufzuhalten.

D’ Olde Mechiene
Selbst aus dem Ausland reisen Touristen an, um Kamperzeedijk wegen der Pumpstation „d’ Olde Mechiene“ zu besuchen, wie die Deichbewohner die alte Pumpstation nennen. Sie wurde 1885 an der Ostseite des Kamperzeedijk gebaut und ist die älteste horizontal drehende Pumpstation in Europa. Die Maschine wurde lange Zeit als Wasser-Pumpstation verwendet, um den Mastenbroeker Polder trocken zu legen. Im Jahre 1961 ist daneben eine moderne Pumpstation, die „De Venerite“, gebaut worden. Diese legt das Gebiet heutzutage trocken.

D’ Olde Mechiene dreht sich ab und zu noch einmal. Dies ist zu erkennen an der Rauchwolke. Die Niederländische Flagge wird dann gehisst und freiwillige Helfer halten alles komplett intakt. Viele kommen dann einmal vorbei, um einen Blick auf die alte Pumpstation zu werfen.